Schachtradition in Ströbeck

Schach ist mehr als ein Spiel – eine jahrhundertealte Kulturtradition, die sich in Kunst, Literatur, Philosophie und Wissenschaft festgebissen hat. Im Schachdorf Ströbeck, Halberstadt, wird dieser Reichtum ganz eigenartig gelebt: Einer Legende nach spielt man hier schon seit 1011, erst im 19. Jahrhundert öffnete man sich den internationalen Regeln. Bis dahin klapperten die Bretter nach mittelalterlichen Schachregeln. Seit 1823 ist Schach Pflichtfach an der Grundschule, und regelmäßig messen sich Kinder in Wettkämpfen um Bretter und Figuren. Es gibt Schachkongresse sowie regionale, nationale und internationale Turniere; das Mai-Turnier, organisiert vom Schachverein, zieht seit 1960 jedes Jahr rund 200 Spieler an.

Eine Besonderheit ist das Lebendschach, das seit 1908 nachweislich existiert: Darsteller verwandeln das Spiel in eine lebendige Szene mit einstudiertem Ensemble, freien Partien, Schachtänzen und Rezitationen. 2007 bekam eine Kuriosität wieder Leben: Ein Bräutigam muss gegen den Bürgermeister antreten; gewinnt er, bekommt er die Braut, verliert er Geld für die Gemeindekasse. Die Schachtradition prägt Ströbeck stark – Sieger schmücken ihre Häuser, und auch Nichtspieler begegnen der Kultur im Alltag.

Die Weitergabe läuft familiär, über Schulen und den Schachverein. Neuankömmlinge finden dank der Vielfalt der Traditionspflege schnell Anschluss in der Schachgemeinschaft.